Als Frühgeburt bezeichnet man ein Kind, dass vor der vollendeten 37. SSW zur Welt kommt. Je früher das Baby auf die Welt kommt, desto mehr Unterstützung braucht es nach der Geburt. Ebenfalls kommt es darauf an, wie viel ein Frühchen bei seiner Geburt wiegt. In der Schweiz werden die Massnahmen meist nach der Schwangerschaftswoche und dem Zustand des Kindes nach der Geburt getroffen. Die Spitäler in der Schweiz haben meist für sich eine Grenze definiert, ab wann sie einschreiten und lebenserhaltenden Massnahmen ergreifen.
Wieso kommen aber Kinder zu früh zur Welt? Liegt die Ursache beim Kind, bei der Mutter oder sind es Reize von aussen? Die häufigsten Gründe für eine Frühgeburt sind:
Mütterlich: Gynäkologische Vorerkrankungen (Operationen oder Fehlbildungen der Gebärmutter, Myome), Zervixinsuffizienz, Rauchen, Alter <16 Jahre, Kurzer Geburtsabstand < 1 Jahr, Fehlbildungen der Plazenta, Plazentaunterversorgung und Infektionen
Kindlich: Mehrlinge und Fehlbildungen des Kindes
Umgebung: psychischer und körperlicher Stress, Reisen und Unfälle
Die Grenze der Lebensfähigkeit liegt zwischen der vollendeten 22. SSW und der 24. SSW. Zudem werden Frühgeborene in sehr frühe Frühgeborene (24 0/7 – 27 6/7), frühe Frühgeborene ( 28 0/7 – 31 6/7) und Frühgeborene ( 32 0/7 – 36 6/7) eingeteilt. Bei den Kindern, die in der 22 0/7 – 24 0/7 SSW auf die Welt kommen werden in der Schweiz meist keine lebenserhaltenden Massnahmen getroffen, da die Überlebenschance meist nicht einmal bei 50% liegt und mit schweren körperlichen Schäden gerechnet werden muss. Natürlich wird das weitere Vorgehen jeweils mit den Eltern besprochen. Bei bekannten Frühgeburtsbestrebungen, geschieht dies meist schon während der Schwangerschaft. Mit jedem Tag den das Kind länger im Mutterleib verbracht hat, steigt die Überlebenschance. Ab der 24 0/7 liegt sie bei ca. 60 % und ab der 28 0/7 schon bei 95%. Jedoch ist wie schon oben erwähnt, immer mit körperlichen Beeinträchtigungen zu rechnen. Die häufigsten Probleme bereiten die Atmung, die Verdauung, der Stoffwechsel, die Leber und die Temperaturregulation. Diese Probleme beobachten wir auch in unserer Klinik, in der die Babys erst ab der 34 0/7 Schwangerschaftswoche auf die Welt kommen dürfen, da wir keine Neonatologie haben.
Atmung: Ab der 34 0/7 SSW ist die Bildung von Surfactant abgeschlossen. Dies ist ein sehr wichtiger Stoffe, der dafür verantwortlich ist, dass sich beim ersten Atemzug die Lungenflügel öffnen und danach auch offen bleiben. So kann davon ausgegangen werden, dass das Neugeborene ab der 34 0/7 SSW nur eine geringe oder keine Unterstützung bei der Atmung braucht. Anders ist es bei den sehr früh und früh Frühgeborenen. Die Unterstützung der Atmung ist essenziell, da sie meist nicht von alleine atmen können und Unterstützung benötigen.
Verdauung und Stoffwechsel: Bei den sehr früh Frühgeborenen ist das häufigste Problem, die verminderte Durchblutung des Darmes und das Risiko für Infektionen. Bei den Frühgeburten ab der 34 0/7 SSW ist dies meist kein Thema mehr. Jedoch ist die Regulierung des Blutzuckers oft ein Problem. Deshalb wird dieser engmaschig kontrolliert und das Frühgeborene regelmässig und in kurzen Abständen ernährt. Ob das Kind gestillt, mit der Flasche gefüttert oder sogar per Magensonde ernährt werden muss, ist vom Allgemeinzustand und dem Blutzucker abhängig.
Leber: Bei Neugeborenen ist die Leber in den meisten Fällen unreif. Noch extremer ist es bei Frühgeborenen. Deswegen haben sie Mühe das anfallende Bilirubin im Körper abzubauen und es kommt zur Hyperbilirubinämie, besser bekannt als Gelbsucht. Mehr dazu in einem späteren Beitrag.
Temperaturregulation: Nach der Geburt ist es bei allen Neugeborenen wichtig, sie vor dem Auskühlen zu schützen. Je nach Schwangerschaftsalter braucht es mehr oder weniger Interventionen um die Temperatur des Kindes zu stabilisieren. Durch das bonden, Haut auf Haut, kann das Mami oder der Papi das Baby bereits aktiv wärmen. Bei einem Termingeborenen oder späten Frühgeboren reicht dies meist aus. Bei den Frühgeborenen muss man aber oft auf ein Wärmebett oder gar einen Inkubator zurückgreifen.