Kurz nach der Geburt wird man mit vielen Themen, Fragen und Entscheidungen konfrontiert. Die weitere Familienplanung gehört da meist noch nicht dazu. Deswegen ist es umso wichtiger, dass man sich nicht auf den weit verbreiteten Irrtum verlässt, dass das Stillen als sichere Verhütung ausreicht. Leider ist dies nämlich nicht ganz korrekt, denn die Fruchtbarkeit kann auch während der Stillzeit bereits wieder einsetzen.
Beim Stillen wird das Hormon Prolaktin ausgeschüttet welches verhindert, dass die Follikel (heranreifende Eizellen) wachsen und der Eisprung ausgelöst wird. Jedoch ist dies nur der Fall, wenn man voll stillt.
Das heisst, man sollte mindestens 6 mal innerhalb von 24 Stunden und mindestens 80 Minuten am Tag stillen. Gleichzeitig darf nicht zugefüttert werden und es sollte noch keine Monatsblutung stattgefunden haben. Als erste Monatsblutung zählt eine Blutung, die mehr als 6 Wochen nach der Geburt für mindestens zwei Tage anhält.
Sobald nicht mehr alle Kriterien gewährleistet sind, sinkt der Empfängnisschutz rapide und ein Eisprung kann ausgelöst werden. Da der Eisprung vor der ersten Blutung stattfindet, geschieht dies unbemerkt und es kann bereits eine erneute Schwangerschaft eintreten.
Volles Stillen als Verhütung hat einen Pearl-Index* von 2-5.
Bei Frauen die nicht stillen, setzt der Zyklus und damit die Fruchtbarkeit meist nach dem Wochenfluss wieder ein. Somit ist die erste Monatsblutung nach ca. 6 Wochen zu erwarten. Der Zyklus kann nach einer Geburt noch unregelmässiger, länger, stärker und manchmal auch schmerzhafter sein als vor der Schwangerschaft. Nach 6 Monaten pendelt es sich dann meist wieder ein, auch wenn Stärke und Dauer anders als vor der Schwangerschaft sein können.
Wenn eine sichere Verhütungsmethode gewünscht wird, sollte man zusätzlich zum Stillen ein weiteres Verhütungsmittel anwenden. Welches Verhütungsmittel das Richtige ist, muss mit eurer Hebamme oder eurem/-r Gynäkologen/-in besprochen werden. Dabei ist es von Vorteil, wenn ihr wisst wie eure weitere Familienplanung aussieht.
So können mit euch nichthormonelle Methoden wie das Kondom, die Kupferspirale, das Messen der Basaltemperatur usw. sowie hormonelle Methoden wie die Minipillen besprochen werden.
Wichtig ist, dass während der Stillzeit nur mit hormonellen Produkten, die kein Östrogen beinhalten verhütet wird. Die in den Produkten enthaltenen Östrogene vermindern die Milchmenge und können auch die Zusammensetzung der Muttermilch verändern. Bei Frauen die nicht stillen, sind alle hormonellen Verhütungsmittel wieder möglich.
Zum Schluss sind noch die definitiven Verhütungsmethoden wie die Vasektomie (Sterilisation beim Mann) und die Sterilisation bei der Frau in Erwägung zu ziehende Optionen, die bei einer abgeschlossener Familienplanung sinnvoll sein können. Bei beiden Methoden wird während einem chirurgischen Eingriff die Samenleiter beim Mann oder die Eileiter bei der Frau durchtrennt.
Die Fruchtbarkeit und Familienplanung sind somit Themen die bereits in den ersten Wochen nach der Geburt wichtig sind und besprochen werden müssen.
* Pearl-Index: Von 100 Frauen im gebärfähigen Alter sind während eines Jahres, x-Frauen mit dieser Verhütungsmethode trotzdem schwanger geworden.