Wenn man plötzlich grosser Bruder oder Schwester wird, und die Aufmerksamkeit der gesamten Familie teilen muss. Eine Situation, die für Kinder nicht immer einfach ist und oft auch Eifersucht auslöst. Es gibt aber einige Dinge die man als Eltern beachten kann, damit sich das ältere Kind mit einbezogen fühlt und das “neue” Baby besser akzeptiert.
Schon während der Schwangerschaft kann man dem älteren Kind erklären, was da in Mamas, plötzlich grossem Bauch ist. Sobald man die Bewegungen und Tritte von aussen spürt, sollte man auch das Kind daran teilhaben lassen. Auch Rituale, wie am Abend den Bauch gemeinsam eincremen oder dem Baby im Bauch ein Lied vorsingen, können dem Kind bereits vermitteln, dass da bald noch jemand ist um den man sich kümmern wird. Bei älteren Kindern die sich darauf freuen, dass bald ein Geschwisterchen da ist zum Spielen, ist es wichtig ihnen bereits in der Schwangerschaft zu erklären, dass das Baby nicht gleich mit ihnen spielen kann, da es noch ganz klein ist und viel Hilfe braucht.
Beim ersten Kontakt der Geschwister, nach der Geburt ist es empfehlenswert, dass das Baby nicht beim Mami ist, sondern in seinem eigenen Bettchen liegt. So kann das ältere Kind auch zuerst das Mami begrüssen und man kann dann gemeinsam das Baby anschauen und aus dem Bettchen nehmen. Es ist auch normal, dass das ältere Kind kein Interesse am Baby hat. Man sollte es nie dazu zwingen das Baby nun zu halten, zu streicheln und anzusehen. Das Interesse kommt von alleine und braucht manchmal einfach auch etwas Zeit. Zeigt Verständnis für das Verhalten eurer “Grossen”. Eine Idee ist es, dem älteren Kind ein kleines Geschenk zu geben, dass “das Baby mitgebracht hat”.
Zu Hause ist es sinnvoll, das ältere Kind in die täglichen Aufgaben mit einzubeziehen. Diese kleinen Aufgaben sollten dem Alter entsprechend angepasst sein und das Kind sollte nicht gezwungen werden, mit zu helfen.
So kann es zum Beispiel während dem das Mami wickelt, seine Puppe wickeln oder die neuen Kleider für das Baby aussuchen.
Wenn das Baby schläft ist es wichtig Zeit mit dem älteren Kind zu verbringen. Auch ein Ausflug alleine mit dem Papa, den Grosseltern oder einer engen Bezugsperson können dem Geschwisterkind zeigen, dass es noch genau so wichtig ist und geliebt wird, wie vor der Geburt des Babys. Denn das Verständnis, dass das Mami nun viel Zeit für das Baby braucht ist verständlicherweise meist nicht da. Gleichzeitig sollte das Kind aber nicht das Gefühl haben, dass es zu den Verwandten “abgeschoben” wird.
Es passiert auch oft, dass das ältere Kind plötzlich wieder einen Nuggi möchte, getragen werden will, aus dem Schoppen trinken möchte und wieder Windeln braucht.
Denn es sieht wie sich die Eltern darüber freuen, dass das Baby die Windel gefüllt hat und so super an der Brust trinkt. Somit möchte das ältere Kind auch diese Bestätigung haben und sehen, wie die Eltern reagieren wenn es sich gleich verhält wie das Baby. Dieses Verhalten sollte nicht direkt kritisiert werden. Es ist besser, dem Kind aufzuzeigen wie toll es ist was es schon alles kann und dass das Baby dies alles erst noch lernen muss.
Eine der schwierigsten Situationen am Anfang ist oft das Stillen. Während dieser Zeit kann man als Mami nicht viel machen wenn das ältere Kind ruft und etwas will. Es muss immer wieder vertröstet werden. Zugleich bekommt das Baby sehr viel Nähe und Mamas komplette Aufmerksamkeit. Dies kann unterschiedliche Reaktionen hervorrufen. So können einige Kinder verständnisvoll reagieren und kommen zum Stillen dazu, andere beginnen Schubladen auszuräumen oder Knöpfe zu drücken von denen sie wissen, dass sie dies nicht dürfen.
Eine gute Idee hatte eine unserer Hebammen im Team. Sie hat ihrem älteren Sohn eine “Still-Spielkiste” gemacht. In dieser hatte er ein paar Sachen zum spielen, die er nur während den Stillmahlzeiten des Baby-Bruders nehmen durfte. So hatte auch er immer etwas, worauf er sich freuen konnte wenn das Mami sagte, dass sie nun das Baby Stillen muss.
“Kaum eine andere kindliche Erfahrung ist so einschneidend wie die des Einzelkindes, wenn es ein Geschwisterchen bekommt. Es ist für das Kind die erste große Lebensprüfung, die es durchzustehen hat. Mit dem Geschwister wird alles anders. Das Vertraute schwindet.” (Erstgeborene – Jirina Prekop)